Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten sind die zweithäufigste angeborene Fehlbildung. Bei ca. 20 –30% der Patienten besteht ein Missverhältnis im Wachstum von Ober- und Unterkiefer, so dass das Mittelgesicht mit dem Oberkiefer zurückbleibt. Die Distraktionsosteogenese ist ein neues Verfahren, bei dem die entsprechenden Abschnitte des Mittelgesichts durch Knochenschnitte gelöst werden. Anschließend erfolgt eine schrittweise Verlagerung von 1mm/Tag, bis die Korrektur abgeschlossen ist. Durch die langsame Verlagerung können sich die Weichgewebe anpassen, weiterhin bildet sich zwischen den auseinanderweichenden Knochenkanten neuer Knochen, so dass auch bei großen Strecken kein Knochen in den sonst entstehenden Spalt verpflanzt werden muss.

Die gesamte Behandlung dauert sechs bis acht Wochen und setzt sich aus der eigentlichen Verlagerungszeit und einer drei- bis vierwöchigen Konsolidierungsphase zusammen. Da es sich um eine neues Therapieverfahren handelt, über das noch relativ wenig klinisches Wissen vorliegt, sind Untersuchungen von großer klinischer Relevanz. Weil sich alle wesentlichen mechanischen Teile des Distraktors außerhalb des Körpers befinden, besteht die Möglichkeit, die unter der Therapie auftretenden Kräfte zu messen. Dabei wurden im wesentlichen drei Zielstellungen verfolgt.

• Analyse der mechanischen Beanspruchung des Distraktors zur Bewertung der Funktionssicherheit von Material und Konstruktion sowie als Grundlage für die Entwicklung neuer Geräte.
• Messung der Kraftverläufe zur Bewertung des Ablaufs der Therapie.
• Erkennung von Problemen während der Therapie (z.B. der Knochen „verhakt sich“ mit der Folge eines rapiden Kraftanstiegs, oder dem Ausreißen der Verankerung, hier fällt die Kraft plötzlich ab usw.).

Der amiko-Datenlogger MediLog-003 ist klein und handlich, er kann ganztägig vom Patienten über den gesamten Zeitraum getragen werden. Lediglich zum Duschen und während des dank integrierter Energiesparmodi nur einmal pro Woche erforderlichen Akkuladens muss er vom Patienten abgenommen werden. Der Datenlogger ist so konzipiert, dass ein kompletter Behandlungszyklus von ca. drei Monaten durchgeführt werden kann, ohne die Zwischendaten auslesen zu müssen (4 MB, ca. 650 000 Messungen). Zur Messung der Kräfte, welche über die DMS erfasst werden, schaltet der Logger alle 6 s (Zeit einstellbar) aus dem Energiesparmodus in den Messmodus. Eine weitere Funktion ist die Messung und Speicherung der Umgebungstemperatur. Dadurch kann bei größeren Temperaturschwankungen der Temperaturgang der Messstellen korrigiert werden.

Die Mess- und Auswertekette setzt sich aus der DMS-Applikation, dem Datenlogger zur Messwertaufnahme und der Auswertesoftware zusammen. Der Datenlogger zur Erfassung der auftretenden Kräfte ist ein autonom arbeitendes System auf Basis eines Mikrocontrollers der Fa. Analog Devices, er verfügt bei einer Größe von 125 x 65 x 30 mm und einem Gewicht von 300g über einen A/D-Wandler für drei Messkanäle. Über eine implementierte serielle Schnittstelle (RS232) ist es möglich, einen PC zur Konfiguration und zum Datenauslesen mit nachfolgendem Auswerten anzuschließen.